H1 done, ok!

China ist anders – is h2  —ok

Planen auf chinesische Weise – is h3 —

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intro in h5 Alle fünf Jahre wird in China die Flagge gehisst, es werden Bankette organisiert und hochtrabende Artikel in den Zeitungen veröffentlicht, um die Erfolge des aktuellen Fünfjahresplans bekannt zu geben. Es handelt sich hierbei um ein Überbleibsel aus den Zeiten der Planwirtschaft und suggeriert, dass das gesamte Land, von Peking aus gesteuert, dieselbe Richtung einschlage. Auf lokaler und provinzialer Ebene haben alle Beamten einträchtig darauf hin gearbeitet, ihre Beiträge für den anstehenden Fünfjahresplan abzuliefern.
Der Anschein von Organisiertheit kann leicht zu Missverständnissen im Ausland führen. Planung spielt eine eher untergeordnete Rolle in China, sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf privater Ebene.
Dominque Courtaz von Dassault

H6 a bit smaller than paragraph -Dominque Courtaz von Dassault

In den Niederlanden tut man es fast ohne nachzudenken. Man ruft jemanden an oder schreibt ihm ein paar E-Mails und macht daraufhin einen Termin aus, den man in seinem Kalender oder Palm notiert. Dann versucht man sich an den Termin zu halten. Diese Methode erscheint so selbstverständlich, dass einem ihr Wert erst in einem Land bewusst wird, in dem das ganze völlig anders funktioniert.

Eine meiner ersten Geschäftsreisen nach Peking Mitte der 90er Jahre fiel auf das Ende des Kalenderjahres und ich hatte es noch nicht geschafft, mir in den Niederlanden einen neuen Terminkalender zu besorgen. „Du kannst hier in China alles kaufen“, hatte meine selbstsichere Kollegin Annelie Rozeboom mir aus Peking mitgeteilt. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Terminkalender. Gegenüber des Diplomatenviertels, in dem sie gezwungenermaßen wohnen musste, befand sich ein japanisch-chinesisches Kaufhaus, in dem ich mich während einer freien Stunde einmal umschaute.
In der Schreibwarenabteilung sahen die Verkäufer mich erstaunt an. Einen Terminkalender? Was sollte das denn sein? Ich versuchte zu erklären, was ich meinte und vermutete anfangs, dass Sprachprobleme Schuld an dem Missverständnis waren. Aber meine Umschreibungen halfen überhaupt nicht, sie stifteten nur noch mehr Verwirrung. Nachdem ich alle Register gezogen hatte, blieb nur noch eine Schlussfolgerung übrig: das Geschäft verkaufte keine Terminplaner. Schließlich kaufte ich ein Heft, aus dem ich einen provisorischen Terminkalender machte, um mir dann später in den Niederlanden einen echten zu kaufen.
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Die größeren Geschäfte in den Städten verkaufen mittlerweile das ganze Jahr über Terminkalender, aber es ist noch immer ungewöhnlich, dass diese auch tatsächlich benutzt werden. Als ich sah, wie der Landwirtschaftsberater des niederländischen Konsulats in Schanghai etwas in seinem Terminkalender notierte, musste ich lachen. „Herr Hong, Sie besitzen einen Terminplaner? Sie sind ja schon ein richtiger Niederländer geworden.“

Is h3 and quote „Die meisten Termine merke ich mir auch so. Oft vergesse ich auch, in den Terminkalender zu schauen und eigentlich brauche ich ihn gar nicht, aber ich habe ihn geschenkt bekommen und will ihn deshalb benutzen.“ is ok

Herr Hong sah mich mit fragendem Blick an. „Die meisten Termine merke ich mir auch so“, erklärte er. „Oft vergesse ich auch, in den Terminkalender zu schauen und eigentlich brauche ich ihn gar nicht, aber ich habe ihn geschenkt bekommen und will ihn deshalb benutzen.“
Einige meiner modebewussten Schanghaier Freunde haben sich inzwischen einen Palm angeschafft. „Hmm, und was schreibt ihr da so rein?“, frage ich ein wenig schnippisch, als die Anschaffung des Gerätes zur Sprache kommt. Sie scheinen alle zu glauben, dass sie mit Hilfe dieses Dinges ihr Leben besser planen können. In Wirklichkeit verschwindet der Palm nach einigen Monaten in irgendeiner Schublade und ich höre kein Wort mehr darüber.
Da viele Chinesen keinen Terminkalender benutzen, kommen sie nur zu den Terminen, an die sie sich noch erinnern können. Der Durchschnittschinese findet es noch immer sehr spannend, ein Treffen mit einem Ausländer zu haben und deshalb habe ich oft Glück mit getroffenen Vereinbarungen. Aber je höher die gesellschaftlichen Kreise, in denen man sich bewegt, desto weniger kann man sich noch auf seinen „Ausländerbonus“ verlassen. Der niederländische Vorgesetzte von Berater Hong hatte dieses Prinzip nach einem Jahr durchschaut.

is h2 and quote Er musste diverse Versammlungen chinesischer Parteikader organisieren und stellte fest, dass die Gäste oft nicht kamen, wenn er sie eine Woche oder länger zuvor eingeladen hatte. „Dann rufen sie zwei Tage vorher an um zu sagen, dass sie aufgrund eines anderen Termins nicht kommen können. Oder noch schlimmer: Sie vergessen den Termin und kommen einfach nicht.“ is ok

Er löste das Problem, indem er die Leute überhaupt erst zwei Tage vor der Versammlung einlud. „Dann sagen sie gegebenenfalls auch andere Termine ab.“
In China ist es üblich, einmal getroffene Verabredungen wiederholt zu bestätigen. „Du kommst doch, oder?“, heißt es dann am anderen Ende der Telefonleitung. Da mittlerweile jeder in Schanghai ein Mobiltelefon besitzt, ist es möglich, einen Termin noch eine halbe Stunde vorher zu verschieben oder ganz abzusagen. Nur dadurch, dass man die Leute immer wieder kontaktiert, kann man sicher sein, dass sie einen Termin auch wirklich einhalten.
Für die chinesische Ausgabe der amerikanischen Zeitschrift Fortune schrieb ich vor einigen Jahren eine ausführliche Reportage über die Freihandelszone Waigaoqiao in Schanghai. In diesem Bereich haben die meisten ausländischen Unternehmen eine Niederlassung. Ein Freund, der dort an einem Internetprojekt arbeitete, machte mich zu diesem Zweck mit einem Vertreter der lokalen Behörde bekannt. Durch solche Maßnahmen an die richtigen Verbindungen zu kommen ist in der Praxis viel effektiver als unbekannterweise an die Tür des Betreffenden zu klopfen – auch wenn man nur völlig legitime Wünsche hat.

is h6 Testlabor zur in-situ-Charakterisierung von Membranelektrodeneinheiten fr die PEM-Brennstoffzelle.
Testing laboratory for in-situ characterization of membrane electrode units for the PEM fuel cell.

 

Der Beamte, der mir nun half die richtigen Interviewpartner zu finden, Herr Jiang Ziwei, war dabei völlig in seinem Element. Das Fortune-magazine! genießt in China einen Status wie kaum ein anderes ausländisches Blatt. Jiang war der höchste Beamte in der Freihandelszone und musste sich deshalb vor allem mit den ausländischen Investoren gut stellen. Einen Artikel für Fortune! Er würde alle Termine organisieren, wann und mit wem ich wollte. Das ganze war ein wenig gemein von mir, denn mit der Hilfe eines solch hochgestellten Beamten würde es keine der ausländischen Firmen auf meiner Liste wagen, mir ein Interview zu verweigern. Die ausländischen Firmen in China sind stets darum bemüht, die Parteifunktionäre nicht vor den Kopf zu stoßen. Davon konnte ich als Journalist in diesem Fall profitieren.

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Waigaoqiao liegt ungefähr eine Autostunde von meinem Appartement entfernt, abhängig von der Verkehrslage. Da es ein beliebtes Viertel für ausländische Unternehmen ist, entstehen um Waigaoqiao mehr und mehr Staus, vor allem während der Hauptverkehrszeiten. Dann ist auch der wichtigste Tunnel unter dem Huangpu-Fluss verstopft und ich muss über eine der Brücken fahren und dabei zahlreiche Umwege in Kauf nehmen.
Am darauf folgenden Montag ruft mich Herr Jiang morgens um neun Uhr an. „Ich habe für Sie ein Treffen mit drei wichtigen Leuten für zehn Uhr arrangiert. Können Sie dann hier sein?“ Ich hatte gerade erst meinen Computer eingeschaltet und außerdem noch drei weitere Termine im Laufe des Tages. Aber ich entschloss mich dazu, Computer Computer und Termine Termine sein zu lassen und in ein Taxi zu springen, um eine Stunde später bei Herrn Jiang in Waigaoqiao zu sein. Glücklicherweise konnte ich mit meinem Mobiltelefon noch von unterwegs meine Termine verschieben.
Einige Tage später bin ich gerade wieder auf dem Weg nach Waigaoqiao. Diesmal hatten wir auf meine Bitte hin die Termine im Voraus geplant. Als mein Taxi auf den Innenhof des Parteigebäudes zusteuert, sehe ich bereits Herrn Jiang im Sonntagsanzug am Haupteingang stehen. Als er mich entdeckt, wird er etwas blass. „Oh ja, Sie sind ja auch da“, sagt er, „leider haben wir jetzt eine wichtige politische Versammlung.

Können Sie vielleicht in einem der Vortragsräume warten, bis die vorbei ist? was with first h3 then quote

Den Vortragsraum habe ich dann erst wieder zum Mittagessen mit dem liebenswerten Herrn Jiang verlassen. Im Hintergrund hörte ich die lärmende Versammlung, die immer noch andauerte und für meine Zwecke total uninteressant war.
Gijs de Bruin, tätig bei dem niederländischen Unternehmensberater CHC, arbeitet vor allem mit kleineren Betrieben zusammen und sieht seine chinesischen Partner nur selten einen Terminkalender benutzen. „Gelegentlich sehe ich, dass die Chinesen nach ausländischem Vorbild Terminkalender dabei haben“, sagt er, „aber in vielen Fällen werden Verabredungen auf andere Weise getroffen. Meist werden auch nicht solch präzise Absprachen getroffen, sondern die Leute sagen einfach: Ich komme morgen bei dir vorbei. Im Westen hätte man sofort seine Terminkalender zur Hand, um eine Zeit zu vereinbaren, aber hier ist alles flexibler.“
Diese mangelnde Organisation bringt einige Probleme mit sich, zum Beispiel bei vertraglich festgelegten Lieferzeiten. De Bruin: „Ich weiß, dass ich in China regelmäßig noch mal nachhaken muss, ansonsten kann es vorkommen, dass die Lieferung vergessen wird.“
Vereinbarungen zu treffen koste deshalb viel mehr Energie als in Europa, sagt De Bruin. Da seine Kunden öfters Waren nach China importierten, könnten sie mittlerweile eine gewisse Flexibilität aufbringen. Aber sobald chinesische Firmen nach Europa lieferten, gebe es Schwierigkeiten mit den Lieferzeiten.
Ari van der Steenhoven von DSM guckt etwas schräg, als ich ihn frage, wie er die Chinesen dazu bringt, die vereinbarten Termine einzuhalten. Eine Woche zuvor war er zu einem Essen bei einem Kollegen eingeladen gewesen, dessen höchster Vorgesetzter aus Europa zu Gast war. Der einzige, der bei dem Essen fehlte, war ein hochrangiger chinesischer Geschäftspartner. Van der Steenhoven: „Er hatte den Termin noch eine Stunde vorher bestätigt. Offenbar hatte er unterwegs zu dem Essen noch eine andere Einladung erhalten.“
Van der Steenhoven ergreift schon mal drastische Maßnahmen, wenn er es sich nicht erlauben kann, dass ein Gast nicht erscheint. Dann lässt er denjenigen von einem Kollegen in einer Limousine abholen, denn „die Wahrscheinlichkeit, dass er dann unterwegs beschließt, seine Pläne zu ändern, ist wesentlich kleiner, wenn einer meiner Mitarbeiter neben ihm sitzt.“
Ist diese Haltung die Folge mangelnden Organisationstalentes oder aber ein Machtspiel, das zeigen soll, wer der Wichtigere ist? Der Journalist John Gittings hat auch nach gut dreißig Jahren noch keine Antwort auf diese Frage. „Sie erwarten einfach, dass man immer für sie zur Verfügung steht, auch auf die letzte Minute“, sagt er. Nicht nur die chinesischen Behörden haben diese Erwartung, selbst mein Gasableser warf mir vorige Woche vor, dass ich vor einem Monat nicht da gewesen sei, um ihm die Tür zu öffnen. Auf der anderen Seite aber muss man seine Anfragen für offizielle Interviews zwei Wochen vorher, mit guten Gründen gespickt, der betreffenden Stelle zufaxen. Vielleicht ist das noch ein Überbleibsel aus alten Zeiten, als die Leute eigentlich nichts zu tun hatten. Man kann das auch bei den nationalen Schulferien sehen, die drei Tage vor Beginn angekündigt werden und somit jede Urlaubsplanung unmöglich machen.
Van der Steenhoven denkt, dass es pure Unsicherheit ist, die die Leute davon abhält, sich festzulegen. „Als selbstsicherer Mensch braucht man solche Spielchen nicht“, findet er.
Die Frage ist, ob ein so chaotisches Zusammenleben wie in China besser funktioniert, oder aber die westliche Variante, bei der man weitestgehend plant. Auf jeden Fall macht es wenig Sinn, selbst viel zu planen, wenn die Menschen in der Umgebung dies nicht tun. Als letztes Zeichen des Widerstands gegen das chinesische Chaos habe ich mir meinen Terminkalender bewahrt. Ich benutze dieses Zeichen westlichen Organisationstriebes mit Hingabe, aber manchmal denke ich, dass ich einen verlorenen Kampf führe.
Piter de Jong von der Commerzbank in Schanghai ist in diesem Punkt nicht meiner Meinung. Die Terminkalender seien auf dem Vormarsch, behauptet er. Seine Bank schenkt den chinesischen Geschäftspartnern schon seit Jahren Terminkalender, genauso wie in Europa. In diesem Jahr bekam er tatsächlich auch einen geschenkt, nämlich von der Bank of China, einer der größten Banken des Landes. Es war das erste Mal, dass eine chinesische Bank ihm ein solches Geschenk machte.
Ein wenig Fingerspitzengefühl für diese Art kultureller Unterschiede kann einem nicht nur viel Ärger ersparen, sonder auch viel Geld. In Teil drei des Buches wird ausführlich auf den missglückten Marktauftritt der Koninklijke Ahold in Schanghai eingegangen. Dieses Unternehmen hat es geschafft, in kürzester Zeit in China eine sagenhafte Menge an Problemen zu kreieren, wovon das auffälligste sein eigener Mangel an Anpassung an das chinesische System war.
Die Geschichte von Ahold ist kein Einzelfall. In einer dynamischen Umgebung, in der Termine nur gelten, wenn man sich noch an sie erinnert, in der der Konkurrenzdruck stetig wächst und in der die Kunden ein ganz eigensinniges Verhalten an den Tag legen, dort ist es für multinationale Unternehmen schwierig, Geschäfte nach ihren westlichen Regeln zu machen. Kleinere Firmen sind oft schneller erfolgreich als die großen, aber ihr Erfolg fällt nicht so sehr auf.
In ausländischen Firmen spricht man schon vom „planmäßigen Misserfolg“ von Chinaoperationen. Bei feierlichen Unterzeichnungen von Letters of Intent, wie auch in Interviews mit chinesischen und ausländischen Medien, hört man regelmäßig, wie wichtig die Direktoren und Vorstandsmitglieder doch den Eintritt in den chinesischen Markt finden. „Wir planen langfristige Aktivitäten in China“, sagen sie dann, was aber eigentlich nur bedeutet, dass sie keine Ahnung haben, wie sie die getätigten Investitionen in kürzerer Zeit wieder einfahren sollen. Da muss ich nur lachen. Gerade weil das Land sich so schnell und unvorhersehbar verändert, kann man von langfristigen Projekten am wenigsten erwarten, dass sie Gewinn einbringen.

Zu viel Planung kann fatale Auswirkungen in einem schnelllebigen Land wie China haben.

Den chinesischen Konsumenten befriedigt man am besten, wenn man ihm etwas bietet, was er in diesem Moment benötigt, denn was er nächste Woche will, kann kein Mensch vorhersehen.
Chinesen besitzen nicht nur selten einen Terminkalender, in den sie Verabredungen eintragen, es fehlt ihnen auch sonst oft an Planung. Karriereplanung und das Nachdenken darüber, was man mit seinem Leben anfangen will, hatte bis vor kurzem keinen Sinn. „Das habe ich gestern noch zu meiner Frau gesagt“, erzählt mein Freund He Zhemin, der bei Kodak in Schanghai verantwortlich für den Verkauf von Digitalkameras auf dem chinesischen Markt ist. „Plötzlich bemerkten wir, dass wir über die Zukunft redeten, das haben wir früher nie getan. Wir haben immer nur das gemacht, was man uns auftrug. Es hatte auch überhaupt keinen Sinn darüber nachzudenken, was man eigentlich wollte, denn die Eltern und die Behörden bestimmten letztendlich doch, was mit einem geschah. Ich habe in ausländischen Firmen gearbeitet und hin und wieder das Stichwort Karriereplanung gehört, aber ich hatte keine Ahnung, was das in der Praxis bedeutete.“
Mitte der 90er Jahre waren wir beide Studenten an der East China Normal University in Schanghai. He Zhemin gehörte zu einer Generation von Studenten, denen noch vom Staat vorgeschrieben wurde, welche Universität sie besuchen musste. Aber dieser Teil der Planwirtschaft verschwand noch während seiner Studienzeit. Das wesentliche Novum für ihn war, dass er sich selbst nach dem Studium eine Arbeit suchen musste, während dafür früher der Staat zuständig gewesen war. Nicht nur für die Arbeitssuchenden, auch für die Betriebe bedeutete dies eine große Umstellung.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut The Pinkertons ist eines der amerikanischen Unternehmen, die ihre Geschäfte bis in die letzten Winkel Chinas führen. Während des amerikanischen Bürgerkriegs ein Geheimdienst, im neunzehnten Jahrhundert ein Sicherheits- und Bewachungsdienst, operiert das Unternehmen in China heute im Bereich der Wirtschaftsprüfung und arbeitet vor allem für multinationale Unternehmen, gegen deren intellektuelle Eigentumsrechte durch chinesische Firmen verstoßen werden.
Der China-Experte von The Pinkertons, Bill Thompson, ist schon seit beinah zwanzig Jahren in Asien tätig, anfänglich in Taiwan und nun seit fünf Jahren in Schanghai. Als ich vor seinem Büro stehe, klingelt das Mobiltelefon des baumlangen Amerikaners.
„Verzeihung, das ist meine Frau, das muss ich eben annehmen“, entschuldigt Thompson sich. Als Mann darf man chinesische Frauen eben nicht warten lassen. Ich höre nicht endende Vorwürfe durch den Hörer klingen. „Hör mal Schatz, ich hätte dir gern schon früher von dem Termin heute Abend erzählt, aber der Mann rief heute erst an“, verteidigt der Amerikaner sich.
Thompson hat sich an die chinesische Art mit chaotischen Zuständen umzugehen gewöhnt. Nach chinesischen Regeln ist die Arbeit, die The Pinkertons in China durchführt, für ausländische Firmen eigentlich verboten. Dass das nicht viel ausmacht, zeigt, dass zwischen den chinesischen Bestimmungen und der Realität immer noch viel Handlungsspielraum besteht.
Thompson spricht gern mit mir über seine Arbeit, aber es ist das erste Mal, das ich seinen Namen erwähnen darf, denn es kann seiner Firma durchaus schaden, wenn er in den Medien allzu sehr mit seinen illegalen Aktivitäten prahlt.
„Einmal bekam ich mit, dass große Veränderungen im Anmarsch waren“, sagt Thompson. „Ende Oktober 2002 erhielt ich einen Bericht von der Abteilung für Handelsmarken, in dem man mir mitteilte, dass dreizehn verschiedene Einheiten im Sicherheitssektor ihren Namen als Schutzmarke registrieren lassen dürfen, darunter auch unser Bereich Wirtschaftsprüfung. Das geschieht oft, kurz bevor ein Sektor legalisiert wird. Anfang Dezember fand eine Versammlung mit ungefähr fünfzig, sechzig unserer chinesischen Partnerbetriebe statt, die von der Regierung eine offizielle Anerkennung der kommerziellen Forschungsinstitute forderten. Plötzlich berichteten auch die chinesischen Medien sehr positiv über uns. Zwei Mal schon wurde im großen Stil über uns berichtet und ich habe meine Strategie, möglichst nicht in den chinesischen Medien erwähnt zu werden, aufgegeben, obwohl ich sechs Monate früher noch überzeugt davon war, das könne zu gefährlich für uns sein.“
Thompson passte binnen kürzester Zeit sein Unternehmen an die neue Situation an und ist damit den anstehenden Veränderungen schon einen Schritt voraus.
Flexibilität ist das Wichtigste, meint auch Jean Michel Dumont vom amerikanischen PR-Berater RuderFinn. Er arbeitet am Medienimage vieler Firmen und Produkte und kennt die chinesische Branche bereits seit fünfzehn Jahren.
Dumont: „Wir tun nichts anderes als planen, aber man muss sich vor Augen führen, dass die Ausführung des Geplanten in einer sich so schnell verändernden Umgebung extrem schwierig ist. Wir verändern unsere Konzepte hier viel öfter und drastischer als irgendwo sonst auf der Welt. Mindestens alle sechs Monate müssen wir sie fast komplett überarbeiten, in manchen Fällen empfiehlt es sich sogar alle drei Monate.“
Daran müsse man sich als ausländisches Unternehmen erst einmal gewöhnen, und einige seiner Kunden hätten Schwierigkeiten damit, so viel Flexibilität aufzubringen, sagt Dumont. Er als Angestellter eines Dienstleistungsbetriebes kann sich dennoch glücklich schätzen. Dumont: „Wenn es mit einem Kunden nicht klappt, trennt man sich einfach. Viel schwieriger ist es für all die Manager der großen Firmen.“
Das kann auch Bill Thompson gut nachvollziehen. Er seufzt. In seiner Branche seien die Leute eher konservativ eingestellt, die meisten kämen aus der Politik oder der Armee. Viele Amerikaner tendierten außerdem dazu, nicht sehr weit über ihren eigenen Tellerrand zu blicken. Nur siebzehn Prozent der Amerikaner besitzen überhaupt einen Pass, das heißt, der Rest ist noch nie im Ausland gewesen. Seit in den USA die Wirtschaft kriselt, werden weltweit die Löhne gekürzt, während sie in China aufgrund der guten Wirtschaftsentwicklung steigen. „Ich werde zwangsläufig Mitarbeiter verlieren, wenn ich ihnen nicht mehr Lohn bieten kann“, sagt Thompson.
Neue Gäste aus den Vereinigten Staaten lädt Thompson immer sofort ins Restaurant des Hyatt-Hotels ein, das sich in der 84. Etage des Jin Mao Towers, Schanghais höchstem Wolkenkratzer, befindet. Von dort aus sehen die Gäste so weit das Auge reicht nur Baustellen. Dieser Ausblick erspare ihm stundenlange Erklärungen, sagt Thompson.
Nach fast fünfundzwanzig Jahren wirtschaftlicher Entwicklung, geprägt von teilweise großer politischer Unsicherheit, kann Rupert Hoogewerf so langsam Stabilität und Vertrauen bei chinesischen Unternehmern feststellen. Der 33-jährige Wirtschaftsprüfer gilt in China als kleine Berühmtheit, da er bis zum Jahr 2002 für das amerikanische Magazin Forbes jährlich die Liste der hundert reichsten chinesischen Geschäftsmänner zusammenstellte. Das machte gleichzeitig auch die chinesischen Medien auf ihn aufmerksam.
Als die Wirtschaft sich in der südlichen Provinz Guangdong zu entwickeln begann, habe noch jeder über das kurzsichtige Denken der neuen Unternehmer geklagt, sagt Hoogewerf, der glaubt, dass die chinesischen Firmen gar keine andere Wahl hatten. Ein Markt, der an einem Tag noch viel versprechend erschien, konnte am darauf folgenden schon nicht mehr lukrativ sein. Mit wachsender Stabilität wächst nun auch das Vertrauen der Unternehmer in die Zukunft. Hoogewerf: „China ist Mitglied der WTO, in Peking finden 2008 die Olympischen Spiele statt und 2010 kommt die Weltausstellung nach Schanghai. Zum ersten Mal erkenne ich bei vielen Unternehmen eine Tendenz zu längerfristiger Planung.“
Im täglichen Leben machen die ständigen Veränderungen gutes Planen fast unmöglich, meint der Soziologe James Farrer. Farrer hat in den 90er Jahren in Schanghai für seine Doktorarbeit über die städtische sexuelle Revolution recherchiert und arbeitet mittlerweile an der Sophia Universität in Tokio. Mindestens einmal pro Jahr ist er beruflich in China. „Ich habe Freunde und Nachbarn, die den Sprung vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft haben, während andere gerade ihren Job verlieren. Man sieht, dass die Chinesen in den letzten zehn Jahren immer ehrgeiziger geworden sind. Dieser Ehrgeiz macht es ihnen unmöglich einfach still zu sitzen und der Dinge zu harren, so wie die Menschen es hier früher getan haben. Der Leistungsdruck ist enorm.“
Durch fehlende Absicherung und schnelle soziale Veränderungen, die China nun schon seit über hundert Jahren prägen, haben die Chinesen ein ungeheures Improvisationstalent entwickeln, sagt Farrer. „Oder, um es weniger schmeichelhaft auszudrücken, sie sind es gewohnt, Chancen auszunutzen; wie Glücksspieler, die auf volles Risiko setzen. Die meisten Amerikaner sind viel zu konservativ, von den Europäern und Japanern ganz zu schweigen. Wir haben es hier nicht mit einem weitreichenden Unterschied hinsichtlich der Kulturen zutun, sondern lediglich mit anderen Möglichkeiten. In China hat man einfach viel mehr Möglichkeiten.“
In Europa ist man Ordnung und Sauberkeit gewohnt. An die beispiellose Wendigkeit der Chinesen muss man sich als ausländischer Besucher erst einmal gewöhnen. Wir bekämpfen unsere Unsicherheit, indem wir ein soziales System unterstützen, Gewerkschaften gründen oder Versicherungspolicen abschließen und zwängen uns dabei in ein Korsett, das für die Chinesen unpassend wäre.
Fakt ist, dass in China der Schein oft trügt, und dass die Menschen trotz der vielen Regeln mehr Freiheiten haben Chancen zu ergreifen und ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, als im ach so freien Westen. Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen ist bei den Chinesen noch tief verwurzelt. Daran konnte auch ein halbes Jahrhundert Kommunismus nichts ändern. Sie erlauben sich viel mehr als Außenstehende es sich vorstellen können.