Der Deutsche Außenwirtschaftstag feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Vor zwei Jahrzehnten schon war diese Konferenz in Bremen die Leitveranstaltung für den deutschen Außenhandel, bei der die Themen diskutiert werden, die uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bewegen werden.
Daher freut es mich besonders, hier heute einen Beitrag leisten zu können. Zuvor möchte ich jedoch meinen Dank aussprechen an die maßgeblichen Organisatoren dieser Veranstaltung, der Handelskammer Bremen, der Messe Bremen und vor allem auch dem Bremer Senat. Der Export von Dienstleistungen soll heute mein Thema sein. Alle reden davon, gleichzeitig ist er nicht zu fassen. Ist das denn wirklich etwas Neues?
Was hat der Handel damit zu tun? Um es kurz zu machen.
Das Thema ist nicht neu und insbesondere ist das Thema nichts neues für den Außenhändler, dessen Leistung ja nicht in der Produktion eines Gutes besteht, sondern in den Leistungen, die mit der Beschaffung, der Finanzierung, der Abwicklung und des Vertriebs in Zusammenhang stehen. Was jedoch neu ist, ist das Verhältnis zu dem Exportgut – so handelt es sich nicht mehr nur um ein materielles, sondern immer öfter um ein immaterielles Gut.
Und hiermit beginnen auch die Herausforderungen sowohl in der Gesundheitswirtschaft, der Bildung oder auch bei der stetig zunehmenden Urbanisierung. Insgesamt sind die Dienstleistungsexporte im Jahr 2012 mit 6,9 Prozent deutlich stärker gestiegen als die Warenexporte mit 4,1 Prozent und liegen heute bereits bei 15 Prozent der gesamten deutschen Exporte. Der Einstieg in den internationalen Dienstleistungsmarkt gelingt deutschen Unternehmen zurzeit besonders über die sogenannten „Technischen Dienstleistungen“. Häufig fordern Handelspartner keine Maschinen mehr, sondern ganze Konzepte wie diese Geräte optimal aufzubauen, einzusetzen und zu warten sind.
Insbesondere in den Emerging Markets lässt sich dieses Exportkonzept durchsetzen, da hier gut ausgebildete Fachkräfte, Ingenieure und Projektplaner fehlen. Neben diesen technischen Dienstleistungen gibt es die häufig unterschätzten „nichttechnischen Dienstleistungen“. Während die Exportgüter, die man klassischerweise mit dem Dienstleistungsexport verbindet, aus den Bereichen Tourismus, Banken und Versicherungen stammen, möchte ich heute den Fokus auf andere Exportgüter legen. So wird oftmals das Betreiben eines Krankenhauses oder Altenheimen, das Gebäudemanagement, das Betreiben von Flughäfen oder Schulen, das Catering von Veranstaltungen, Entsorgungssystemen oder aber die Lieferung von Architektenleistungen übersehen.
Diese Bereiche bieten noch ein großes Exportpotential, das aber bisher häufig nur von großen Firmen wahrgenommen wird. Auch hier gelten deutschen Knowhow und Erfahrung als Qualitätssiegel. Länder mit starkem Wachstum und einer aufstrebenden Mittelschicht, die die Nachfrage nach Dienstleistungen treiben, sind vielversprechende Märkte. Gleichzeitig haben sich jedoch die weltweiten Rahmenbedingungen angeglichen.
Die Finanzbranche war hier mit Sicherheit ein Vorreiter. So sind nationale Grenzen für Finanzströme schon längst überwunden. Sie treten erst dann wieder auf, wenn beispielsweise Devisenmarktkontrollen eingeführt werden. Wenn wir heute über freien Handel mit Dienstleistungen sprechen, reden wir nicht mehr über Zölle oder phytosanitäre Kontrollen. Handelsbarrieren lauern nun in ganz anderen Bereichen: Anerkennung von Ausbildungen, Registrierungs- oder Meldepflichten und Lizenzen. In den letzten Jahren jedoch haben diese Bereiche zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen und geben dem Thema Dienstleistungsexport neuen Schwung. Aber auch das Transitgeschäft, also ein ganz klassisches Handelsgeschäft, verzeichnet überdurchschnittlich hohe Zuwächse und ist damit auch ein Spiegel der Globalisierung mit häufig vielstufigen Produktionsprozessen und Lieferketten.
Der Markteintritt auf einen dieser exotischen Märkte ist in der Regel aufwendiger als bei den technischen Dienstleistungen, da zumeist eine ständige Vertretung im Zielland unerlässlich ist. Die vielen Chancen und Möglichkeiten die sich einem Unternehmen eröffnen, ermutigt jedoch immer mehr, diesen Schritt zu wagen. Daher freut es mich besonders, dass wir uns zum zehnjährigen Jubiläum hier in Bremen mit diesen spannenden und zukunftsweisenden Fragen befassen.
Ein Beitrag von Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)