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ZDH-PS Otto Kentzler

Der deutsche Export hat sich im langjährigen Vergleich stetig nach oben entwickelt und seit der Wiedervereinigung 1991 mehr als verdreifacht. Im Jahr 2012 wurden deutsche Waren im Rekordwert von 1,1 Billionen Euro ausgeführt. Bei einer Betrachtung der verschiedenen Absatzmärkte zeigen sich jedoch erhebliche Differenzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am deutlichsten wird dies am europäischen Binnenmarkt, in den zwar nach wie vor die meisten deutschen Ausfuhren geliefert werden, allerdings mit einem seit Jahren rückläufigen Anteil am deutschen Gesamtexport.

Gingen 2007 noch 65 % in die EU, wurden 2012 nur noch knapp 57% der deutschen Exporte in die 26 Mitgliedstaaten geliefert. Deutlich zulegen konnte in den letzten Jahren hingegen der deutsche Außenhandel mit außereuropäischen Ländern, insbesondere China. Aber auch in den USA hat sich die Nachfrage nach deutschen Produkten in der jüngeren Vergangenheit wieder belebt.  Die noch nicht überwundene Konjunkturdelle in Europa erschwert das außenwirtschaftliche Engagement vieler kleinerer Betriebe, die ihren Exportfokus oftmals auf die – geographisch und kulturell – nah gelegenen Länder richten. Dort sind jedoch aufgrund hoher Arbeitslosigkeit und gesunkener Kaufkraft vielerorts Märkte weggebrochen. Zudem ist auch das Vertrauen in die weitere wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder merklich gesunken.

Dennoch dürfen die Märkte in Europa nicht aus dem Blickwinkel der deutschen Unternehmen geraten. Dort gibt es weiterhin attraktive Geschäftschancen für exportorientierte deutsche KMU. Der größte Abnehmer deutscher Produkte ist immer noch Frankreich, auf den Plätzen 3 und 4 liegen Großbritannien und die Niederlande. Wenn sich erste Erfolge der europäischen Krisenpolitik verstetigen, werden sich die meisten Länder in Europa mittel- und langfristig wirtschaftlich erholen und wieder zunehmend Außenhandel betreiben. Die Nähe zu Deutschland sowie stabile rechtliche Rahmenbedingungen werden weiterhin wesentliche Faktoren sein, die für ein Engagement deutscher Unternehmen im europäischen Binnenmarkt sprechen. Auch Handwerksbetriebe, die ihre Leistungen oftmals direkt vor Ort beim Kunden erbringen, sehen ihre Exportchancen vor allem in unseren Nachbarländern.

Ihre Wettbewerbsvorteile liegen in der hohen Produkt- und Leistungsqualität, Zuverlässigkeit und Termintreue sowie der Fähigkeit, anspruchsvollen Kundenwünschen zu entsprechen. International erfolgreiche kleinere und mittlere Betriebe aus Deutschland verfügen über gesuchte Kompetenzen und Know-how, mit dem sie in vielen Ländern gefragte Geschäftspartner sind. Als hidden champions können einige von ihnen sogar in konjunkturellen Schwächephasen erfolgreich in ihren Geschäftsfeldern agieren. Um Marktchancen zu identifizieren und wirksam nutzen zu können, sind kleinere Betriebe auf qualifizierte Unterstützung angewiesen. Im Handwerk wären vor allem Bau- und Ausbaubetriebe beim Dienstleistungsexport ohne kompetente Hilfe von außen oft überfordert. Sorgfältige Recherchen und zielgerichtete Aktivitäten in fremden Märkten erfordern nicht nur Sachkenntnis, sondern sind auch Kostenpositionen, die viele kleine Unternehmen alleine nicht stemmen könnten.

Daher spielen die Förderinstrumentarien des Bundes und der Länder für den Aufbau von internationalen Geschäftsbeziehungen eine sehr wesentliche Rolle. KMU profitieren von den von Germany Trade and Invest (GTAI) meist kostenfrei zur Verfügung gestellten Markt- und Brancheninformationen ebenso wie von weiteren bewährten Instrumenten der deutschen Außenwirtschaftsförderung. Die direkte, gezielte Kundenansprache ermöglichen in erster Linie deutsche Gemeinschaftsstände auf Auslandsmessen sowie Geschäftsanbahnungsreisen. Mit Rat und Tat stehen die Außenwirtschaftsberater der Kammern in Deutschland den Betrieben zur Seite. Vor Ort können die Auslandshandelskammern im Zielland wertvolle Hilfen anbieten, die das „Angebotspaket“ für die Betriebe abrunden. und den Unternehmern auf diesen Märkten die gleiche Unterstützung anzubieten wie in ferneren Ländern.

Dass der Export in die EU nicht einfach und kein Selbstläufer ist, verdeutlicht die eingangs beschriebene Entwicklung. Auch in Europa warten die Kunden nicht auf Anbieter aus Deutschland und manches Unternehmen hat sich bei der Leistungserbringung in Europa schon im nationalen Regelwerk des jeweiligen Ziellandes verirrt. Der deutsche Export und die Außenwirtschaftsförderung dürfen Europa nicht aus den Augen verlieren. Intensive Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands zu seinen europäischen Nachbarn stärken den europäischen Verbund und bilden die Basis für die Überwindung der gegenwärtigen Wirtschaftsschwäche in Europa.

 

Ein Beitrag von Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks